Es fängt am ersten Schulag an und zieht sich durch das ganze Leben. Cliquenbildung! In den ersten Jahren teilt es sich oft nur in Mädchen und Jungen, später werden die Kategorien dann komplexer. Da gibt es die Coolen, die Streber, die Sportler, die Musiker, die Mir-ist-Alles-egal und und und. Viele gehören zu einer dieser Cliquen, ein paar Wenige versuchen den Spagat zwischen mehreren und ein oder zwei passen in keine rein. Die meisten Cliquen haben einen festen Kern um den sich mehr oder weniger regelmäßig weitere Leute sammeln. Das sind Partner, Günstlinge oder nützliche Helfer. Man gibt ihnen das Gefühl dazuzugehören, aber in den innersten Kreis werden sie es nie schaffen. Dort rein kommen nur die, die sich als wirklich würdig erwiesen haben indem sie langweirige, eklige und gefährliche Aufnahmerituale überstanden haben. Solche Cliquen betreiben größtenteils eine friedliche Coexistenz miteinander, nur selten kommt es zu ernsten Übergriffen. Das ändert sich oftmals nur, wenn ein Mitglied eines inneren Kreisen plötzlich die Clique wechselt, einer der Partner ausgespannt oder ein Helfer abgeworben wird. Nur in seltenen Fällen kooperieren Cliquen miteinander, das ist mit großen Anstrengungen auf beiden Seiten verbunden, es müssen Kompromisse geschlossen werden, was schwerer wird, je länger die einzelnen Cliquen bestehen und ihre Identität festigen konnten. Um so tragischer erscheint es, wenn eine der gestandensten Cliquen erst langsam reduziert wird und schließlich beinahe komplett zerfällt. Eigentlich passiert sowas erst nach dem Abschluss, wenn durch Uni, Bund oder Ähnliches die Wohnorte auseinander rücken. Geschieht dieser Zerfall jedoch noch während der Schulzeit, sorgt das für ein soziales Chaos. Die Verunsicherung über den Verbleib der einzelnen Leute, die schwankende Cliquen-Hirarchie und die kopflos umher irrenden Partner, Günstlinge und Helfer verbreiten überall eine unangenehme Atmosphäre der Halbwahrheiten und Gerüchte. Manchmal wittern Cliquen die bisher eher ein Schattendasein am Rand geführt haben ihre Chance und wagen einen Vorstoß, in der Hoffnung fortan ein besseres Ansehen zu genießen. Aber spätestens, wenn sich die Lage normalisiert, die gestandenen Cliquen das Heft wieder in die Hand nehmen und geordnet zum Tagesgeschäft übergehen, zeigt sich wer wirklich das Sagen auf dem Schulhof hat.
Der Märchenwald ist auch nur ein weiterer Schulhof. |
Ausgabe 6 | 28.03.2013 |
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